Re-Arrangement of Life

Jetzt, wo die Zeit ist, dass die Tage kürzer und die Nächte wieder länger werden, kommt auch meist für mich die Zeit das Jahr im Hexensinn Revue passieren zu lassen. Auch wenn ich Silvester mit meiner kleinen Familie feiere (ohne Feuerwerk), ist mir in den letzten Jahren immer wieder mehr bewusst geworden, dass ich eigentlich die Zeit um Samhain nutze, um das Jahr im Rückblick zu betrachten. Vielleicht ein kleines Anhängsel aus meiner Anfangszeit als Hexe (was jetzt auch schon 18 Jahre her ist), wo Samhain als das Neujahr der Hexen bezeichnet wurde. All die Jahre hab ich es immer verdrängt oder einfach nicht wirklich wahrgenommen, dass ich mich tatsächlich danach irgendwie innerlich ausrichte. Das letzte Jahr im besonderen und dieses Jahr , waren für mich privat als auch beruflich sehr trubelig in vielen Punkten.

Ich habe mich wenig um Dinge gekümmert, die mir „wirklich“ wichtig waren und die ich immer als Teil meines Lebens angesehen habe, mein magisches Leben zum Beispiel. Ich habe mich zwar um meine Arbeit und um meine Frau gekümmert, die es auch dringend nötig hatte, und ja, ich bin auch meinen Hobbies, so gut es ging nachgegangen, meist weniger, als sie es verdient hatten, aber mein ganzes magisches tun und schaffen, habe ich so sträflich vernachlässigt, dass es mir jetzt in diesen Tagen tatsächlich ein wenig in der Seele wehtut. Ich hatte so viel vor, wollte viel schreiben, für diesen Blog, für die Hexenschule. Wollte meinen Unterricht fertigstellen und auch meine eigenen offenen Themen bearbeiten und neue anfordern. Wollte den Bardenkurs weitermachen, den ich eigentlich nur für die Zeit meiner Ausbildung auf Eis gelegt habe, jetzt ist meine Ausbildung drei Jahre her und ich bin immer noch nicht weiter.

All diese Dinge haben mich in den letzten Tagen sehr beschäftigt, zumal ich immer ein kreativ-magisches „Hoch“ bekomme, wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, die auch diesen Weg gehen. Aber genau so schnell wie es kommt, verfliegt dieses „Hoch“ auch wieder. Tatsächlich merke ich schon auf dem Heimweg, meist aber mit betreten des Hauses, wie es immer dünner wird und nach ein paar Stunden oder spätestens 1-2 Tage danach ist es verschwunden. Manchmal klingt es noch etwas nach, aber das ist selten, dabei möchte ich es so gerne behalten. Ich möchte so gern die Dinge tun, aber dann kommen da 2 anspruchsvolle und zeitintensive Haustiere, ein riesen Berg Hausarbeit und dann auch noch die Arbeit. Selbst als ich 1 1/2 Wochen (Rest-)Urlaub hatte, kam ich nicht dazu, da habe ich die Zeit zum schlafen und erholen genutzt, von über 6 Monaten 12h Schichten, anstrengenden Patienten und Kollegen, die wahre Energievampire waren (ich habe an sowas vorher nicht wirklich geglaubt, jetzt weiß ich was gemeint war…).

Von vielen in meinem Umkreis höre ich dann aber auch immer wieder, dass man Magie in den Alltag integrieren kann, und ja, natürlich schaffe ich es unter der Dusche mich zu reinigen oder abends mich kurz zu bedanken. Und natürlich denke ich auch viel im Alltag darüber nach und philosophiere so vor mich hin, mal in Gedanken, mal als Selbstgespräch, aber manchmal kommt es mir dann so „wischi-waschi“ vor, als würde es so nebenher laufen ohne dass ein Fokus darauf liegt oder ich es bewusst und in Ruhe mache. Ich möchte vielleicht auch mal ein kleines Ritual für mich machen oder mal ein Fest für mich feiern, wenn es logistisch mit anderen gerade nicht klappt, möchte mir mal in Ruhe ungestört die Karten legen oder mich mal für eine Stunde oder mehr zurückziehen um zu meditieren, zu reisen oder eine Räuchermischung ausprobieren. Und genau diese Dinge sind es, die nicht funktionieren, die größeren Dinge, die ich nicht in 2 Minuten erledigen kann.

Tatsächlich bin ich aber auch ein Mensch, der nicht nur aufgrund seines persönlichen Versagens weinend in der Ecke sitzt (zumindest nicht mehr so häufig wie früher), ich suche auch nach Lösungen. Mein erster Lösungsansatz besteht aus einem Tag (oder zumindest ein paar gnädige Stunden pro Woche), an dem ich mich genau diesen Dingen widmen kann. Da ich im Moment als auswärtiges Hobby eigentlich „nur“ tanze, hätte ich so immerhin noch 6 Tage an dem ich so eine Zeit nutzen könnte (vor der Arbeit). Leider sieht mein Tagesablauf im Moment so aus: nach hause kommen, schlafen, Hunde ausführen, Wohnung machen, Hunde ausführen, kochen, arbeiten (repeat). Wenn meine Frau abends von der Arbeit kommt, ist sie meist nicht mehr in der Lage mir eines dieser Dinge abzunehmen. Ihr Ablauf sieht dann so aus: essen, duschen, schlafen (was definitiv auch nicht optimal ist, selbst wenn sie kein auswärtiges Hobby hat und sie mir mindestens genau so Leid tut). Am Wochendende kümmert sie sich zwar meist um unsere Hunde, aber um eine Uhrzeit wo ich noch schlafe (also nicht „sinnvoll“ nutzen kann), weil ich diesen Monat eigentlich jedes Wochenende arbeite. Dann, oh Wunder, oh Wunder wollen wir ja auch noch Zeit zu zweit verbringen und auch das kommt im Moment einfach viel viel zu kurz was zu unterschwelligen Spannungen führt und sich aufstaut. Gestern haben wir es zumindest geschafft, eine Hörspielfolge gemeinsam zu hören, zumindest bis sie gegen Mitte eingeschlafen ist.

Bei mir ist dieser Tagesablauf aber hoffentlich zeitlich begrenzt (solange bis der Personalmangel ausgeglichen ist), dann arbeite ich nur 8 h nachts, brauche also auch weniger Schlaf und habe mehr vom Tag, bei ihr ist er leider Standard und je nach Arbeitsanfall ist es sogar noch mehr. Ja und tatsächlich fehlt uns auch der gemeinsame Urlaub dieses Jahr um die Akkus wieder aufzuladen, vielleicht wären dann viele Dinge entspannter und sie könnte sich auch abends nach der Arbeit noch ihren Hobbies widmen (was ich mir sehr wünschen würde). Ich möchte eigentlich diese Baustellen angehen und eine faire Lösung für uns beide suchen (z.B. ich schmeiße an drei Tagen des Haushalt, sie an zwei; an Wochenende machen wir es zusammen, dass es schneller geht, ich gehe vormittags mit den Hunden, sie nach der Arbeit). Ob das funktioniert weiß ich nicht, denn aufgrund ihres Fahrtweges kann der Heimweg 1-2 h dauern, dass man dann keine Lust oder keinen Antrieb mehr hat, kann ich selber gut verstehen.

In anderen Momenten denke ich widerum, es liegt an mir und ich „meckere“ auf hohem Niveau (meiner Frau geht es ja viel schlechter), dann habe ich manchmal das Gefühl ich stehe mir selbst im Weg und drehe mich im Kreis und es ist reine Kopfsache (vielleicht habe ich die Zeit ohne es zu wissen und mülle sie mit anderen Dingen zu). Womit ich zum nächsten Punkt komme…

Digital Balance ist auch ein Thema geworden, mit dem ich mich ein wenig beschäftige und da dringend was ändern möchte. Klar gucken wir alle zwischendurch auf unsere Social Media Apps oder daddeln mal unser Lieblingsspiel. Aber ich erwische mich oft dabei, wie ich scrolle, und scrolle, und scrolle und zack ist ne Stunde um. Mein neues Handy hat da eine sehr nützliche Einstellung, eben die Digital Balance, wo man seine tägliche Bildschirmzeit festlegen kann. Eine zeitlang habe ich die Funktion ausgeschaltet, jetzt aber reaktiviert um das besser im Blick zu haben. Man kann auch Schlafzeiten einstellen, dass dann keine (oder nur wenige) Apps zur Verfügung stehen, aber da ich unterschiedlich schlafe habe ich diese Einstellung weggelassen. Ich habe jetzt einfach fürs erste 5 Stunden festgelegt (Standardeinstellung war 6), möchte das aber vielleicht noch weiter reduzieren, wenn ich damit zurechtkomme. In den 5 Stunden ist aber wirklich nur Handynutzung drin, denn am PC bin ich so gut wie nie auf Social Media Kanälen, spiele seltener oder nur phasenweise und möchte ja auch weiterhin Artikel schreiben oder im Forum unterwegs sein und Beiträge verfassen. Mein PC Konsum hat sich wirklich im letzten halben Jahr drastisch reduziert, wäre schön, wenn das mit dem Handy auch klappen könnte ohne so hyperdrastische Maßnahmen zu ergreifen wie Facebook löschen oder ähnliches, denn tatsächlich nutze ich es um Veranstaltungen zu finden oder mich in manchen Gruppen auszutauschen bzw. mitzulesen. Wer mein Profil kennt, (ob privat oder Künstlerseite) sieht, dass ich recht wenig poste, außer wenn ich mal was teile.

Ich habe auch für mich überlegt, nächstes Jahr mal den ein oder anderen Workshop zu belegen oder mal Veranstaltungen zu besuchen, denn ist es meist so, dass ich zwar immer „interessiert“ bin, aber nie eine Chance oder einen Termin wahrnehme. Auch wenn das wieder viel von anderen Faktoren wie Zeit, Anfahrtsmöglichkeit und „wer-passt-auf-die-Hunde-auf“ abhängt, würde ich mich da gern mal durchsetzen. Es hat mich nämlich z.B. auch sehr traurig gestimmt, nicht am Linden-Gathering teilgenommen zu haben, wo ich doch vom niederländischen Pendant so begeistert war (der Bericht steht immer noch aus, folgt aber dann endlich…wie gut, dass ich ein gutes Gedächtnis habe).

Was hat euch das Jahr so gebracht, geht es euch ähnlich. Eigentlich möchte ich diesen Trend-Begriff „Work-Life-Balance“ gern vermeiden, da er meines Erachtens nach schon so durchgenudelt ist, wie Achtsamkeit oder Mindfulness (man wird einfach überschwemmt damit), aber im Grunde ist es genau das. Ich möchte meinem (Privat-)Leben mehr Qualität verleihen, sei es zu zweit oder auch mal nur für mich.

Blessed be

Sunray